Die Gothic FAQs

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Wir kennen es alle, ständig gefragt zu werden, ob es denn stimmt, dass Grufties…

Das schrie ja förmlich nach einem kleinen Nachschlagewerk!

Solltet ihr Fragen haben, immer her damit!

Näh dich glücklich! Workshop Faketournüre

Hallo ihr Lieben, diesen Workshop erstellte ich 2012.

Der Artikel kann unbezahlte Werbung durch Nennung und/oder Bildmarken von Herstellern enthalten. Ich muss drauf aufmerksam machen, auch wenn ich nichts davon habe 😉

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Immer wieder höre ich: „Das ist doch sicher ganz einfach“ oder „Das könnte man ja selbst auch mal…“

Natürlich könnte man das selbst auch mal, aber das mit dem einfach ist immer so eine Sache.

Ich finde auch, dass es verdammt einfach aussieht, wie manche Eiskunstläufer laufen oder wie jemand ein wunderschönes Möbelstück restauriert.

Vieles sieht unglaublich einfach aus, oft scheint es auch so, dass viele Dinge unheimlich leicht nachzumachen sind.

Und klar, man kann fast alles lernen, ob es jedoch einfach ist, ist eine andere Sache. Und wie uns unsere Großeltern schon sagten: Übung macht den Meister!

Ich habe euch hier etwas herausgesucht, was überhaupt nicht einfach aussieht, aber eigentlich sehr einfach nachzumachen ist: Eine Tournüre im Steampunk–Look. Jedoch keine echte Tournüre, das wäre wirklich unglaublich aufwendig und ich will euch ja nicht anlügen, daher eine dennoch sehr hübsch anzuschauende und sehr authentisch wirkende Tournüre.

Ihr braucht dafür:

– Papier, ich nehme zum selbst herstellen am liebsten eine Zeitungsrolle oder                                                               

  Plotterpapier. Wenn ihr jedoch über wenig Erfahrung verfügt und zudem kein     

  Kurvenlineal habt ist es am einfachsten ihr kauft euch Schnittmusterpapier mit     

  einem Raster. Aber im Prinzip könnt ihr nehmen, was immer ihr wollt, Hauptsache,  

  es ist groß genug und ihr könnt gut darauf zeichnen.

–  ein Lineal, ideal wäre ein Kurvenlineal und ein Handmaß. Wenn ihr kein  

   Kurvenlineal habt, müsst ihr das nicht extra kaufen, zu einem Handmaß rate ich   

   jedoch, kostet auch nur ca. 1,50 €.

– ein Geodreieck oder ein Papier, dass einen perfekten rechten Winkel hat

– Schneiderkreide oder noch besser ein Doppelkopierrad, kostet ca. 6,- €.

– einen Bleistift

– Stoff, am besten einen Kleiderstoff mit etwas Stand, hübsch ist Taft oder Satin,  

   jedoch nur sehr fester Satin. Auf keinen Fall Samt oder andere schwere Stoffe, 

   auch keine dehnbaren Stoffe oder Jersey, das sieht einfach nach nichts aus. An

   Stoff braucht ihr insgesamt mindestens 3 m.

– ein kleines Stück Vlieseline entweder H180 oder G405, farblich passend zum Stoff, 

  entweder weiß oder schwarz

– farblich passendendes Nähgarn

– farblich passenden Reißverschluss (22 cm), am besten einen Nahtreißverschluss  

  auf jeden Fall aus Kunststoff! Metall würde zu schwer werden.

– Reihgarn (ist echt günstig und braucht man auf Dauer eh, wenn man ab und an mal 

  nähen will)

– Scheren, eine für den Stoff und eine für das Papier (benutzt NIEMALS eine 

  Stoffschere für Papier!)

– Maßband

– Nähmaschine (von Hand wäre dieses Stück wirklich zu aufwendig)

– Spezialfuß für Reißverschlüsse, ist eigentlich immer bei einer Maschine dabei.

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– eine entsprechende Nadel für die Maschine, eine Nadel zum heften mit dem 

  Reihgarn und Stecknadeln. Spart bei Nadeln niemals am Geld! Schlecht 

  verarbeitete Nadeln können den Stoff verletzen.

– wenn möglich eine Schneiderpuppe, die eure Maße hat, wenn sie nicht eure Maße 

  hat, sollte sie geringere Maße haben, so dass ihr sie aufpolstern könnt. Wenn ihr 

  keine Schneiderpuppe habt, solltet ihr eine Freundin haben, der ihr vertraut 😉

– Bügeleisen und Bügelbrett

– Musik! Ich empfehle „Gratitude“ von VNV Nation, so kann man schon mal all denen,

  die daran zweifelten, dass man so ein tolles Stück nähen kann, in Gedanken den 

  Stinkefinger zeigen 😀

Jetzt tue ich mal so, als würde ich mit einer Person sprechen

Zuerst misst du bitte mit dem Maßband den Umfang Deiner Taille aus, also dort, wo der Rock hinterher sitzen soll. Auch wenn wir die Kleidung heute nicht mehr genau auf der Taille tragen, so solltest du doch möglichst nah an dieser dran sein, da die Tournüre sehr schwer ist und sie ansonsten nicht so gut hält, wenn du den Rock zu weit ober- oder unterhalb der Taille tragen würdest.

Und miss bitte sehr exakt, da der Rock wirklich gut passen soll!
Das ausmessen der Taille allein ist recht einfach, nun musst du jedoch noch die Länge bestimmen, das sollte entweder eine Freundin machen, oder du bedienst Dich dieses tollen Tricks: Nimm ein Gewicht, entweder einen Tischdeckenbeschwerer oder wenn du das nicht hast irgendetwas, dass sich gut an einer Wäscheklammer befestigen lässt und befestige nun das Gewicht oder die Wäscheklammer mit dem Gewicht an einem Ende des Maßbandes. Das Gute an Maßbändern ist, dass sie immer von beiden Seiten beschriftet sind und zwar umgekehrt. Nun lass das Maßband bis auf die gewünschte Länge des Rockes hinunter und ließ das Maß nun an der Taille ab, oder halt dort, wo der Rock hinterher sitzen soll. Achte nur darauf, dass du von der richtigen Seite abließt, es sollte also irgendwas zwischen 40 und 60 cm sein 😉
Der Rock sollte auf keinen Fall zu kurz gewählt sein, da man hinten sozusagen ja im freien steht!

Nun musst du die Breite des Taillenbundes abziehen, ich habe ihn 3 cm breit gemacht und noch einmal 10 cm zugeben, da sich der Rock um etwa dieses Maß vorn verkürzen wird.

Mach ihn dennoch nicht zu lang, wer weiß, vielleicht möchtest du ihn als Tellerrock tragen 😉
Ich habe nun eine Rocklänge von 55 cm gewählt.

Nun benötigst du noch den Radius des Rockes. Dazu benutzt du die Kreisformel:

U = π2r

Diese muss nun natürlich umgestellt werden, aber das mache ich für dich

      U

r = —–

     2π

Bei mir ist der Taillenumfang 69 cm, daher sie die Formel so aus:

     69

r = —–    r = 10,982 (das runde ich allerdings schon auf 11 cm auf.

      2π

Bitte bedenke: Wenn du keinen Taschenrechner hast, der die Zahl Pi hat, nimm die 3,14. Sollte der Rechner nur sehr einfach sein, solltest du zunächst auch unbedingt die 2 * 3,14 berechnen und später den Umfang durch das Ergebnis, das wäre die 3,28 teilen.

Nun hast du alle Maße und kannst den Schnitt erstellen

Wenn du ein neues Papier mit einem perfekten rechen Winkel hast, kannst du direkt beginnen und die ersten beiden Punkte für den Radius markieren, ansonsten musst du zunächst einen rechten Winkel erstellen und die Linien auf das Papier zeichnen immer in der obersten linken Ecke beginnen, zeichne die Linien gleich viel länger, da du ansonsten hinterher die Linien für die Rocklänger verlängern müsstest.

Nun gehst du mit dem Handmaß rundherum und markierst dir so viele Punkte ebenfalls im Maß des Radius (bei mir wären das 11 cm, also immer von den Rändern aus genau 11 cm), dass du diese Punkte hinterher gut verbinden kannst. Ein Kurvenlineal kann dir hier viel Hilfe abnehmen, ansonsten solltest du noch besser markieren.

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Nach dem markieren und verbinden hast du einen Viertelkreis auf dem Papier in der oberen linken Ecke.

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Direkt von den beiden äußeren Punkten des Viertelkreises markierst du dir nun die ersten beiden Punkte der Rocklänge. Die Linien sollten ja schon da sein, ansonsten verlängerst du die Linien.

Nun nimmst du das Maßband gehst sozusagen mit dem Maßband nochmals die Runde des Viertelkreises und markierst nun gegenüberliegend, also verlängernd genügend Punkte in der Rocklänge. Wieder verbindest du die Punkte zu einem Viertelkreis.

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Nun hast du die Linien, die beiden Viertelkreise, den kleinen und den großen und den vorher gezeichneten Winkel oder die Kanten des Papiers. Nun schneidest Du exakt entlang der Linien. Wenn die äußeren Begrenzungen das Papier sind, müssen diese natürlich nicht geschnitten werden.

Nun hast du den Schnitt für deinen Rock!

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Dann gehen wir mal über zum Zuschneiden

Bevor man den Stoff zuschneidet ist es wichtig, dass dieser entweder bereits vorgewaschen ist, oder zumindest gut mit dem Bügeleisen abgedämpft wurde, um eventuelles Einlaufen zu verhindern. Vor allem bei Stoffen mit einem Baumwoll- oder Wollanteil wichtig!

Das bügeln kannst du dir eh nicht ersparen, merke: Gut gebügelt ist halb genäht!

Bügle den Stoff NIEMALS doppellagig, du bekommst ansonsten die Bügelkannte nicht mehr raus!

Den gebügelten Stoff nun doppelt legen, die rechte Stoffseite außen. Wenn dein Tisch nicht groß genug ist, leg den Stoff auf den Boden.

Nun unser schönes Schnittteil auflegen, zuerst mit einer Kante direkt an den Stoffbruch, also dort wo der Stoff gefaltet wurde um ihn doppelt zu legen. Leg den Stoff so nah wie möglich an die oberste offene Stoffkante um Stoff zu sparen. Nun umfahre das Schnittteil mit einem Doppelkoperrad, es sollte auf 1,5 cm Kanten eingestellt sein oder nimm dein Handmaß zur Hilfe um den Schnitt zu markieren und gehe um den Schnitt mit 1,5 cm Abstand herum.

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Nun legst du das Schnitteil an die offenen Kanten des Stoffes, da du hinten auch eine Naht benötigst, an der später der Reißverschluss befestigt wird.
Auch hier zeichnest du das Schnittteil mit 1,5 cm Nahtzugaben auf, markiere zusätzlich an der hinteren Naht (welche das ist, bestimmst du) den Endpunkt des Reißverschlusses, also 22 cm + die 1,5 cm die du als Saumzugabe notiert hast. Du kannst natürlich den Reißverschluss auch zuvor auf dem Schnitt markieren, so musst du nur noch dort markieren, wo du nun den Markierpunkt siehst.

Nun brauchst du noch den Taillenbund, den schneidest du gerade und gleich in doppelter Breite zu:
Bei mir wäre hier die Länge 71 cm + 1,5 cm Nahtzugabe an beiden Seiten (wenn man im Stoffbruch zuschneidet bitte daran denken, dass man nur an der offenkantigen Seite die Nahtzugabe zugibt), 3cm fertige Breite + 1,5 cm Nahtzugabe an beiden Kanten, also 74 cm lang und 9 cm breit.

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Weiterhin benötigst du Rüschen, die schneide ich immer über die komplette Stoffbreite zu und lege diese doppelt, da es einfach einen wesentlich schöneren Rüschenrand gibt und man so die Rüschen nicht säumen muss. Ich habe die Rüschenlänge auf 7 cm bestimmt, man muss wieder an die Nahtzugaben denken, an beiden Seiten 1,5 cm, daher haben meine Rüschen nun 17 cm Breite (2*7 cm + 2*1,5 cm).

Wie viele Rüschenbahnen ihr nun zuschneidet, hängt davon ab, wie rüschig ihr das haben möchtet, ich habe insgesamt 8 Rüschenbahnen ab 140 cm zugeschnitten.

Hier gibt es kein Bild, ich bin sicher, dass du das schaffst 😉

Nun alle Stoffteile zuschneiden.

Juhu, es geht nun endlich an die Nähmaschine!

Das Bügeleisen und die Nähmaschine werden nun deine besten Freunde.

  1. Probenaht auf einem Reststück des Stoffes, um zu sehen, ob alles richtig eingestellt ist. Ansonsten die Maschine richtig einstellen, die Naht sollte auf beiden Seiten gleichmäßig aussehen und den Stoff nicht kräuseln.
  2. rückwärtige Mittelnaht heften, hierbei die Markierung für den Reißverschluss beachten. Ich mache es, indem ich Stecknadeln quer zur Naht stecke, so kann ich prima über diese Nadeln hinweg nähen, keine Angst, es passiert dabei nichts.                                                                                                                                                                        
  3. rückwärtige Mittelnaht vom Saum bis zur Markierung des Reißverschlusses nähen.
  4. beide Kanten der rückwärtigen Mittelnaht versäubern. Das kannst Du entweder mit eienr Overlockmaschine machen, einem Overlockstich oder einem engen Zick-Zack-Stich.
  5. rückwärtige Mittelnaht bügeln. Nun die Naht auseinanderbügeln, hier die offenen Kanten des Reißverschlusses ebenfalls nach außen bügeln. Nimm dir zur Not das Handmaß zur Hilfe, damit du die 1,5 cm einhalten kannst.
  6. Seitennähte heften
  7. Seitennähte nähen, Kanten versäubern
  8. Seitennähte bügeln und auch auseinander bügeln.
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Der erste Schritt ist fertig, du hast nun einen Tellerrock ohne Bund und noch ohne reißverschluss!

Weiter geht es, nun geht es an den Taillenbund!

  1. Taillenbund mit Vliseline unterlegen (Vliseline wird aufgebügelt, Temperatur und Dauer stehen an den Seitenrändern der Vliseline, meist links, manchmal aber auch auf beiden Seiten)
  2. Seitenränder bereits versäubern
  3. eine der offenen langen Kanten an die obere Kante des Rockes heften, nähen. Diese Kante muss nicht versäubert werden, da sie hinterher eh in dem Taillenbund verschwindet.
  4. Kante bügeln und die kante dann in den Taillenbund bügeln, die kanten für den Reißverschluss nach innen bügeln, wie auch bei der rückwärtigen Mittelnaht
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Reißverschluss einsetzen!

  1. Reißverschluss an der dafür vorgesehenen Stelle heften, hierbei bleiben am oberen Taillenbund die Saumzugabe und der Teil des Stoffes frei, der doppelt liegen soll, da der Taillenbund einmal mittig nach innen umgeklappt wird. Du kannst hierfür auch gern zuerst die Mitte des Taillenbundes, also die Umbruchstelle markieren, dann musst du nicht ständig nachmessen. Einen Reißverschluss (RV) einzunähen erfordert sehr exaktes arbeiten, daher sehr exakt heften! Ich hefte den RV mit Nadeln allerdings nun nicht mehr quer zur Kante, sondern mit dem Fadenlauf. Wer ungeübt ist, sollte den RV mittels Reihagarns und einem einfachen Heftstich, das ist ein ganz einfacher Vorstich, Nadel in den Stoff stechen, von unten wieder nach oben stechen, in gleicher Länge (etwa) wieder in den Stoff stechen usw. Achte darauf, dass du den RV so heftest, dass die Kante und der RV genau bündig sind, damit der RV hinterher unter dem Stoff quasi verschwindet. Wenn nicht, weil du noch Anfänger bist, ist das bei dem Rock nicht schlimm, da man durch die Tournüre den RV hinterher eh nicht sehen würde 😉
  2. den Sitz des RVs überprüfen, bis er gerade sitzt und dann mit dem Spezialnähfuss einsetzen, also annähen 😉
  3. RV schließen und einmal über den RV nähen, damit auch die Nähte gut liegen. Durch den Spezialfuß müsste der RV perfekt sitzen.
  4. nun den Taillenbund sozusagen halbieren also an den Markierungen oder einfacher in der Mitte der Breite zum Rock hin bügeln, Saumkanten nach innen bügeln, heften und nähen. UND natürlich wieder bügeln!
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Juhu! Nun hast du einen fertigen Tellerrock, der nur noch gesäumt werden müsste, hättest du gern einfach nur einen Tellerrock.

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Nun geht es an die Rüschen!

  1. alle Rüschenbahnen, natürlich an den Schmalseiten aneinanderheften, es einsteht ein Ring
  2. alle Schmalseiten nähen
  3. bügeln und wieder die Kanten auseinanderbügeln
  4. nun die Längsseiten nach innen legen, die Nähte müssen innen liegen und du hast nur noch halb so lange Rüschen
  5. an der Maschine die größte Geradsticheinstellung wählen und die Fadenspannung so gering wie möglich einstellen
  6. ohne Rückstiche einmal komplett an den Kanten des Ringes entlang nähen
  7. nimm diesen Ring nun am besten mit aufs Sofa und mach dir den Fernseher an, das dauert jetzt 😉 Den Rock solltest Du auch neben dir liegen haben.
  8. nun beginnst du zu rüschen, das geht so: zuerst das eine Fadenende des Unterfadens (das erkennst du bei der lockeren Sticheinstellung gut, da es am Unterfaden nun so aussieht, als sei dort nur ein Faden, lediglich auf der Oberseite, also der Oberfaden, scheint vernäht zu sein) nehmen, daran ziehen, nun kräuselt sich der Stoff, schieb diese ersten Rüschen zur Mitte des Ringes hin. Du kannst hier mal abwechselnd auf der einen Seite, dann auf der anderen Seite ziehen. So lange rüschen, bis du den Rüschensaum, denn ein solcher wird es, etwa den gleichen Umfang hat, wie die Saumkante des Rockes. Deshalb brauchst du auch den Rock neben dir 😉
  9. nun mache dir Markierungen am Rocksaum, und zwar so viel Markierungen, wie du „Seitennähte“ an dem Rüschensaum hast. Folgende Markierungen sind sozusagen vorhanden: Seitennähte und rückwärtige Mittelnaht, bestimme auch die vordere Rockmitte. Nun kannst du die weiteren Markierungen machen. Markieren kannst du mit Stecknadeln, einem Faden oder mit der Schneiderkreide.
  10. nun den Rüschensaum an den Rock heften und zwar so, dass der Rüschensaum mit der geschlossenen Kante auf der rechten Rockseite nach oben zum Taillenbund zeigt. Hefte zuerst mit Stecknadeln, es kann gut sein, dass du hier nochmals korrigieren musst, da der Rüschensaum entweder zu weit oder zu eng ist. Das ist jetzt aber relativ einfach, da du ja in Etappen feststeckst. Du musst von der vorderen Rockmitte jeweils nach außen gehen.
  11. nun den Rüschensaum mit Reihgarn heften und zwar an zwei Stellen (!), einmal direkt an der Kante und dann nochmals ca. 2 bis 3 cm in Richtung Saum. Das doppelte Heften verhindert das Verrutschen der Rüschen.
  12. einmal runderum nähen, achte darauf, dass du die Fadenspannung wieder gedrosselt hast und auch wieder einen engen Nähstich hast.
  13. versäubern
  14. bügeln und die Kante nach innen in den Rock bügeln
  15. die Kante feststeppen
  16. bügeln
  17. ich bügle dann noch einmal die Rüschen von der unteren Kante zum Rock hin, da sie dann schöner fallen und nicht wie Falten aussehen. Das muss man aber nicht unbedingt machen.
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Juhu! Fertig mit dem eigentlich nähen! Du hast jetzt einen Tellerrock mit Rüschenrand!

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Jetzt benötigst du die Schneiderpuppe oder die Freundin und nun wird es noch einmal ein wenig knifflig. Du solltest deiner Freundin vertrauen, ansonsten wird das nix!
Denn nun beginnt das Raffen:

  1. beginne mit der ersten Raffung, indem du – je nachdem, wir kurz der Rock vorne werden soll und wie hoch du die Tournüre wünschst, irgendwo an den beiden Seitennähten des Rocks. Eine sehr kleine Tournüre, dafür einen recht langen Rock erhältst du, wenn du die nähte recht weit oben fasst. Aber du kannst probieren! Diese erste Raffung bestimmt also zunächst die Rocklänge und die Höhe der Torunüre. Achte darauf, dass du auf beiden Seiten auf der gleichen Höhe den Rock fasst. Nun die Seitennähte nach hinten ziehen und dicht am RV heften, hefte zunächst nicht zu weit oben am Bund, da du dort noch Platz benötigst. Hefte quer zum RV.
  2. diesen ersten Schritt wiederholst du so lange, bis dir die Rocklänge vorn gefällt.
  3. weitere Raffungen stehen nun an, die du nach gut dünken machst, ABER du raffst nun nur noch direkt hinten nahe am RV. Am besten machst du nach der ersten Raffung eine recht weit oben, schaust, wie es vorne fällt. Wenn es dir gefällt, raffst du weiter, bis du irgendwann vorn die gewünschte Raffung hast. Raffe hinten recht eng, da dir die Raffung vorn sonst wieder entgleitet.
  4. wenn der Rock so gerafft ist, wie du ich gern hättest, kannst du nun beginnen an der Tournüre die Falten so zu legen, dass es gut aussieht. Achte nur darauf, dass sich der Rock nun vorn nicht mehr verändert. Am Hintern sollten die Raffungen sehr eng aneinander liegen.
  5. der letzte Schritt! Irgendwie muss die Tournüre nun halten! Du kannst nun wählen, wie du sie befestigst. Wenn du den Rock auch als Tellerrock tragen möchtest, solltest du die Raffungen mit einer Brosche festhalten, aber Vorsicht, sie könnte aufgehen und dich in den Hintern pieksen! Außerdem müsstest du hierfür die Tournüre immer raffen, wenn du den Rock als Tournüre tragen willst, da du den Rock sonst weder auf noch zu machen kannst. Weiterhin kannst du nicht viel raffen, da eine Brosche viele Raffungen nicht halten kann.
  6. nächste Methode: Du kannst die Raffungen mit einigen kleinen Handstichen festnähen. Nähe aber auch jede Raffung ein paar Stiche quer, damit die Raffung besser hält. Achte darauf dass du nicht zu dicht am RV bist, schließlich muss sich dieser noch öffnen und schließen lassen.
  7. die letzte Methode: Du kannst Bänder an die höchsten Punkte der Raffungen setzen und den Rock dann mittels binden raffen.
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Fertig! Ich gratuliere dir zu deinem wunderschönen Tournürenrock!

Noch ein paar kleine Tipps, damit du mit dem Rock glücklich wirst:

Wasche ihn nur per Handwäsche oder im Handwaschprogramm der Maschine, drossel die Schleuderzahl, mehr als 400 U/min sollte der Schleudergang nicht haben, schließlich soll die Tournüre auch nah vielen Waschgängen noch hübsch anzusehen sein.

Denke daran, dass du etwas unter der Tournüre trägst, schließlich ist es ein Fake aus einem Rock, von daher stehst du hinten sozusagen im Freien 😀

Ich trage am liebsten Unterröcke darunter. Wenn du den Rock als Steampunklook tragen willst, sieht es toll aus, wenn du eine Knielange Unterhose mit Rüschen darunter trägst. Du kannst aber ebenso auch einfach einen anderen Rock oder eine Short darunter tragen.

Am schönsten wirkt die Tournüre mit einem Korsett und Stiefeln… Aber probier es einfach aus 😉

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Ich wünsche Dir nun viel Spaß mit deinem neuen Rock!

astrid

Emanzipation beginnt bei jedem selbst

Foto Team DarkWeib

Feminismus erlebt zum Glück gerade einen neuen Auftrieb.

Noch immer ist es so, dass es keine tatsächliche Gleichstellung der Geschlechter gibt. Solange es so starke Ungleichheiten gibt, muss daran gearbeitet werden, die Gleichstellung, wie sie auch vom Grundgesetz vorgesehen ist, umzusetzen.

Umso verwunderlicher ist es, dass es noch immer – oder vielleicht wieder – Frauen gibt, die die „alte Rollenverteilung“ für sich entdeckt haben.

Besonders in der Rollenverteilung der Kindererziehung wird dies deutlich. So hört man immer wieder das Statement einiger Frauen, ihre Männer würden sich in der Kindererziehung zurückhalten.

Ist das wirklich so oder bremsen einige Frauen gar die Männer aus?

Das ist eine wirklich spannende Frage, denn pauschal würden nun die meisten Frauen antworten, ihre Männer hätten einfach keinen Bock, sich um die Kinder zu kümmern.

Ganz ehrlich: Ich bin absolut verwundert, wenn ich Mütter heutzutage erlebe. Warum sage ich heutzutage? Das ist relativ einfach erklärt, ich bin selbst Mutter von zwei mittlerweile erwachsenen Kindern. Prinzipiell finde ich es toll, was sich in puncto Kinderbetreuung getan hat. So haben Eltern nun ein Anrecht auf einen KiTa-Platz, es gibt in jeder KiTa Plätze für Kinder unter drei Jahren und es gibt das Elterngeld für beide Elternteile.

Es ist sicher richtig, dass es sich heute kaum mehr jemand leisten kann, dass ein Elternteil drei Jahre nach der Geburt eines Kindes zu Hause zu bleibt.

Leider ist es auch noch immer Fakt, dass in den meisten Familien die Männer das höhere Einkommen haben und somit das Elterngeld und die damit verbundene Elternzeit von Frauen in Anspruch genommen wird.

Das impliziert, dass die Frauen, die zu Hause bleiben und die Elternzeit in Anspruch nehmen, ihre Rente dezimieren und ihre Karriere ausbremsen.

Ob das allen Frauen klar ist, ist relativ egal. Tatsache ist, dass viele Familien so handeln, da sie für eine sehr kurze und überschaubare Zeit ein paar Euro mehr zur Verfügung haben, wenn der Elternteil mit geringerem Einkommen die Elternzeit in Anspruch nimmt.

Durch die fehlende Gleichstellung ist das in unseren Breitengraden noch immer die Frau. Ja, Frauen verdienen noch immer weniger als Männer, sogar in den identischen Jobs.

Somit wird den Männern in die Hände gespielt, wenn es um das Thema „Elternzeit“ geht. Sie verdienen mehr und es ist natürlich angenehmer, ein paar Euro mehr zur Verfügung zu haben, vor allem wenn Kinder da sind.

Aber liegt es allein an monetären Gründen, dass die meisten Kinder hauptsächlich von ihren Müttern versorgt werden, oder sind es nicht doch auch die veralteten Rollenbilder?

Es gibt in dieser Hinsicht nur zwei feststehende Dinge, die unabänderlich sind: Die Schwangerschaft und auch das Stillen sind nur einer Frau möglich.

Dennoch, wer sich selbst nicht dazu entschieden hat, ein Kind allein zu erziehen, hat für alles andere einen Partner – eigentlich.

In der Umsetzung sieht man jedoch in den meisten heterosexuellen Paarbeziehungen, dass die Frau den größten Teil der Kinderbetreuung übernimmt, das zumeist sogar freiwillig! Genau dieser Punkt ist erschreckend.

Bereits während der Elternzeit könnte man die Männer in der Freizeit in die Kindererziehung einbinden, was bereits bei vielen ausfällt. So bringen meist die Mütter die Kinder zu Bett, füttern die Kinder oder beschäftigen sich anderweitig mit ihnen, obwohl die Väter zu Hause sind. Das Argument, die haben ja auch den ganzen Tag gearbeitet ist ehrlich gesagt sehr schwach, denn die Frau hat ebenso gearbeitet, Haushalt und Kindererziehung sind schließlich kein Urlaub.

Nach der Elternzeit geht es, wenn man zuvor bereits in diesem Rollenschema gearbeitet hat, genau so weiter. Sprich, die Mutter übernimmt, obwohl sie selbst arbeitet, den größten Teil der Kindererziehung und Kinderversorgung.

Spätestens dann müsste jedem klar sein, dass sich Beruf und Kinder miteinander vereinbaren lassen. Doch da ist das Kind bereits in den Brunnen gefallen.

Vermittelt man seinen Kindern diese alte Rollenverteilung, so erscheint es für die Kinder selbstverständlich, dass die Mutter diejenige ist, die zu Hause bleibt und die Erziehungsaufgaben übernimmt.

Somit sollten sich alle Mütter bewusst machen, was sie ihren Kindern vorleben. Die Mutter ist diejenige, die die Familie umsorgt und die Kinder erzieht, der Vater ist der Kumpel, mit dem man etwas unternimmt.

Anhand dieses Beispiels wird es deutlich, dass die Gleichstellung bereits im Kindesalter beginnt. Wenn wir da nicht langsam anfangen, den Schalter umzulegen und bereits in der Familie alte Verhaltensmuster auflösen, wie sollte es dann gesamtgesellschaftlich passieren?

In einer Welt, in der man angeblich ach so emanzipiert ist, es dennoch von angeblich feministischen Frauen verbreitet wird, wie vollkommen daneben es ist, wenn Töchter etwas mit ihren Müttern unternehmen – vor allem, wenn das auch noch abseits von Kaffee und Kuchen oder einem Mittagessen stattfindet – ist eine Gleichstellung in weiter Ferne.

Es gibt selbstverständlich viele Themen, in denen sehr klar wird, wie weit wir von einer tatsächlichen Gleichstellung entfernt sind.

Wir Frauen lassen uns nicht einfach nur verbieten, welches „unweibliche“ Verhalten wir an den Tag legen. Nein, wir verbieten es uns ganz klar gegenseitig.

Das ist so armselig und trotzdem finden es die meisten Frauen auch noch unglaublich lustig.

Mädels, merkt ihr noch was?

Da steht zum Beispiel eine Frau auf der Bühne, eine Chefin eines komplexen Veranstaltungsteams, und macht sich darüber lustig, dass es Frauen gibt, die mit ihren Müttern feiern gehen und/oder mit ihren Müttern befreundet sind.

Dass es unfassbar peinlich sei, mit der eigenen Mutter einen Club zu besuchen. Entweder wäre es so – und das finde ich besonders interessant – dass die Typen voll auf die Mutter abfahren, was man unter keinen Umständen will, oder die Mutter wäre eine typische Mutti, die Strickjäckchen und Apfelschnitze verteilt, nachdem sie in der „Disco“ erst mal ordentlich durchgelüftet hat.

Was bitte ist das denn für ein bescheuertes Frauenbild?

Darüber, dass Väter mit ihren Söhnen saufen oder gar in den Puff gehen, wird natürlich kein Wort verloren und es ist gesellschaftlich anerkannt.

Es ist zum Teil sogar anerkannt, wenn Väter auf die Freundinnen ihrer Söhne stehen.

Wenn wir weiterhin solche Bilder zulassen, dass Frauen, sobald sie Mütter sind, nur noch diese eine Funktion haben, nämlich Mutter zu sein, werden wir niemals absolut emanzipiert sein können.

Und wenn wir es erst recht zulassen, den Frauen, die diese antiquierten Frauenbilder verbreiten, als emanzipiert, gar feministisch anerkennen und ihnen applaudieren, sind wir gar sehr weit von echter Emanzipation entfernt.

Der größte Feind der Emanzipation ist die Frau selbst, solange sie weiterhin dieses Frauenbild verbreitet. Denn Emanzipation beginnt im Privatleben. Nur wer privat und persönlich emanzipiert genug ist, den männlichen Partner in die Kindererziehung zu integrieren, zu unternehmen, worauf und mit wem man Lust hat, wird auch beruflich emanzipiert auftreten können.

Seid mutig, seid emanzipiert! Es kann klappen.

Ich feiere übrigens regelmäßig mit meiner Tochter, die mich nicht mit dem Vornamen anspricht, somit also jeder weiß, dass wir Mutter und Tochter sind.

Auch mit meinem Sohn besuche ich regelmäßig Konzerte, der mich jedoch mit Vornamen anspricht, was für mich absolut in Ordnung ist. Ich mache es schließlich nicht davon abhängig, ob ich die Mutter bin oder nicht, wie meine Kinder mich ansprechen.

Beide Kinder hatten das Glück in einer sehr emanzipierten Welt aufzuwachsen. Keines der Kinder wurde geschlechtsspezifisch erzogen oder „gefördert“ und beide sind durchaus in der Lage, ihren Haushalt und ihr Leben allein auf die Reihe zu bekommen.

Ich musste noch nie, seit meine Kinder in ihren eigenen Haushalten leben, die Wohnungen meiner Kinder aufräumen, deren Wäsche waschen oder bügeln. Und Apfelschnitze bot ich deren Freunden nur an, als sie alle noch Kinder waren.

Wenn auch ihr die Welt etwas emanzipierter angeht, kann es irgendwann mit der Gleichstellung klappen.

An die Mütter: Ihr seid es euren Kindern schuldig!

astrid

Foto Team DarkWeib

Tyske Ludder „Unterstützt eure Künstler“

Der Kunst- und Kulturbetrieb steht quasi still. Sowohl den Künstlern, als auch uns Konsumenten bleiben derzeit in der Hauptsache Online-Events.

Es gibt dennoch einige wenige Konzerte und Festivals, die auf verschiedene Art und Weise real stattfinden.

Über die aktuelle Situation der Kunst- und Kulturszene, was Tyske Ludder in diesem Jahr noch vor haben und warum der Bierkonsum zurückgegangen ist, plauderte ich mit Olaf.

Dark Weib (DW): Unter normalen Umständen hätten wir uns selbstverständlich auf einem Festival getroffen und das Interview face-to-face gestaltet. Das gibt dieses Jahr nicht her, somit machen wir das Interview – wie derzeit fast alles – online.

Damit wären wir schon bei meiner ersten Frage. Wie du weißt, stalke ich sowohl die Band und auch dich ein wenig. Bislang fiel mir dabei nichts auf, was ihr derzeit Besonderes online anbietet. Gibt es denn irgendetwas, außer eurer FB- oder Webseite, womit ihr eure Fans derzeit online beglückt oder beglücken wollt?

Olaf (O): Tatsächlich entziehen wir uns im Moment diesem ganzen Online-Event-Wahnsinn. Wir haben am Anfang auch kurz damit geliebäugelt, aber uns wurde schnell klar, das ist kein Format, das derzeit für Tyske in Frage kommt. Gleiches gilt im Übrigen auch für Autokino- und Strandkorb-Festivals. Ich denke, wir und die Fans müssen halt einfach noch ein wenig warten. Wir spielen nächste Woche eine Liveshow in Prag (XV. Prague Gothic Treffen, 28. und 29.08.2020 Anm. d. Redaktion). Wir sind gespannt, wie das funktionieren wird.

Neben der FB-Seite und der Website, die wir aber sträflich vernachlässigen, gibt es auch noch das Instagram-Profil. Da versuchen wir im Moment ein wenig vom Studiozauber rüber zu bringen, da wir ja auch gerade an neuem Material arbeiten. Übrigens völlig unabhängig von Corona, es war einfach mal wieder Zeit. Ich habe ja letztes Jahr das zweite Harmjoy-Album fertig gemacht, so dass wir nun wieder den Kopf frei hatten für unser Hauptprojekt.

DW: Ich persönlich bin aus vielen Gründen froh, in dieser Situation in Deutschland zu leben. Da wären auf der einen Seite natürlich die recht schnell ergriffenen, und durch das frühe Eingreifen auch recht milden Maßnahmen, die bei uns die Zahlen sehr gering gehalten haben. Auf der anderen Seite war es für viele ein Segen, dass der Staat hier gute Möglichkeiten der Unterstützung anbot. Kurzarbeit, günstige Kredite, Soforthilfen, um nur einige der Unterstützungen zu nennen.

Dennoch gibt es eine Menge Unternehmen, Solo-Selbstständige und Menschen, die leider komplett untergegangen sind. Allem voran natürlich Künstler, Kulturschaffende, Kunst- und Kulturbetriebe.

Ich weiß natürlich, dass weder Claus noch du von der Musik leben. Dennoch interessiert es mich, wie das für euch als Band war. Hattet ihr, natürlich außer den Ausfällen an Konzerten, Einbußen?

O: Wie du ja schon richtig erwähnt hast, Claus und ich müssen nicht von der Kunst leben. Das war uns auch immer sehr wichtig, alleine schon deshalb, um nicht fade Kompromisse in unserer Musik wegen des Geldes eingehen zu müssen. Wir müssen kommerziell nicht erfolgreich sein.
Zurück zu deiner Frage: Bei unseren Kollegen und unserer Live-Crew merken wir natürlich schon, wie wahnsinnig die ganze Situation für jemanden ist, der wirklich von seiner Arbeit im Kulturbereich leben muss. Von daher tun auch uns die zahlreichen Ausfälle und Absagen von Shows schon richtig weh, ohne dass wir persönlich monetär betroffen wären. Wir versuchen das in der Zukunft ein wenig zu kompensieren, indem wir z.B. kleinen Clubs Benefiz-Konzerte anbieten (z.B. der Subkultur in Hannover), die wir nach den Lockerungen spielen wollen.

DW: Gab es seit dem Lock-Down im März irgendwelche Begebenheiten von Seiten der Fans, die euch besonders erfreuten oder auch besonders verletzten?

O: Also was wir durchweg mega fanden, war die Tatsache, dass die Leute die Tickets für die großen Festivals zu fast 100% behalten haben, um nächstes Jahr dann am Start zu sein. Da haben wir aus anderen Genres ganz andere Sachen gehört.

DW: Ich bin von der Kreativität vieler Menschen in dieser Zeit absolut begeistert. Als reine Kunstkonsumentin habe ich das Glück wirklich verwöhnt worden zu sein. Viele Clubs und DJs bieten Streams an, zum Teil gar Konzerte und Festivals.

Das ist großartig, denn so konnten in der Tat einige Clubs über Wasser gehalten werden und ich hoffe, sie können auch weiterhin über Wasser gehalten werden.

Als Konsumenten verfolgen wir ja hauptsächlich die Streams unserer Stammclubs und Stamm-DJs, schließlich wollen wir, sobald es wieder möglich ist, genau dorthin.

Hast du als selbst Kunstschaffender denn einen Tipp, welcher Stream besonders lohnenswert ist, um dort einmal hinein zu schnuppern. Oder einen besonderen Club, der noch Unterstützung benötigt, damit er die Krise überlebt?

Und natürlich interessiert mich auch, ob du denn einen Stamm-Stream hast.

O: Wie ich ja schon eingangs erwähnte, ich kann mit den aktuellen Streaming Ereignissen ohne Publikum nicht wirklich was anfangen. Da haben sich einige Kapellen mehr zum Narren gemacht; das tat teilweise schon ein wenig weh. Wer das ganz gut hinbekommen hat, das waren Solitary Experiments. Zumal man auch für den NUKE Club spenden konnte. Da war aber auch vernünftige Technik am Start und gefühlt eher die Ausnahme. Das hat halt nicht jeder.
Generell habe ich aber nichts gegen Streaming. Eine gute Konzertaufzeichnung, gerne auch live, finde ich super. Ich schaue mir gerne die Aufzeichnungen der M‘era Luna Konzerte der vergangen Jahre an, und kann diese auch empfehlen, wobei es ein wenig schade ist, dass da primär die großen Acts der Hauptbühne zum Zuge kommen. Da hätte ich mir auch mehr von den kleineren gewünscht, zumal ja die Infrastruktur des NDR eh vor Ort war.

DW: Wie erlebst du als Kunstschaffender diese Zeit. Einige deiner Kollegen scheinen ja gut in Aluminium investiert zu haben. Ich war zuweilen wirklich schockiert.

Bist oder warst du auch schockiert, oder geht dir das am Allerwertesten vorbei? Wenn du schockiert warst, was hat dich am meisten schockiert? Du musst hier selbstverständlich keine Namen nennen, mir reichen da schon einfach bestimmte Handlungsweisen.

O: Nun, dass sich einer der großen 10 in unserer Szene plötzlich als Schwurbler und QAnon Anhänger geoutet hat, das kam schon ziemlich überraschend und aus dem Nichts. Das hätte ich an der Stelle echt nicht vermutet. Aber es sind halt auch schwierige Zeiten für Menschen, die versuchen müssen mit ihrer Kunst zu überleben. Ich würde mir wünschen, dass das aber nach dem ganzen Wahnsinn mal aufgearbeitet wird.

Was ich aber noch feststelle, viele der Künstlerkollegen, auch viele, die nicht davon leben müssen, kehren jetzt ihr Innerstes nach außen und dabei treten, oft auch nur in Zwischentönen, latente Vorurteile und bösartige Ideologien zu Tage. Ich frage mich wie weit diese Menschen gehen würden, wenn wir mal wirkliche Probleme in unserem Leben und unsere Gesellschaft hätten, denn bis auf die monetären Einbußen sind wir in Deutschland doch bisher ganz gut mit der Pandemie umgegangen. Das macht mir schon ein wenig Angst.

DW: Sorry, aber ich muss in dieser Hinsicht auch mal kurz persönlich werden: In der Krise zeigt sich der Charakter, heißt es. Leider muss ich dem zustimmen. Ich musste mich in dieser bis jetzt noch gar nicht so lange anhaltenden Krise von einigen „Freunden“ verabschieden. Einige haben definitiv den falschen Weg eingeschlagen und glauben lieber daran, dass Bill Gates uns zwangsimpfen lassen möchte, Andere konnten meine Kritik nicht ertragen und wieder andere finden es unmöglich, dass ich derzeit auf Körperkontakt mit ihnen verzichten will.

Hast du ähnliche Erfahrungen gemacht?

O: In meinem engsten Bekanntenkreis habe ich Gott sei Dank keine solchen Erfahrungen gemacht. Da ist jetzt keiner aufgrund von COVID-19 auf einmal in die eine oder andere Richtung abgedriftet. Wenn die „verschwurbelt“ im Kopf waren, dann waren die das auch schon vorher.
Ganz anders in den sozialen Medien:
Da gibts schon einige, die man mal so von hinter der Bühne oder vom Festival kannte, die jetzt „hart abbiegen“. Aber das war eigentlich auch schon vorher erkennbar, wenn auch nicht so in dem Ausmaße. Von daher hatte ich keine großen Überraschungen bisher.

DW: So nun aber wieder zurück zur Kunst, zur Band und alles was damit zu tun hat.

Die Absage bzw. Verschiebung welchen Konzerts oder Festivals traf euch besonders hart? Egal, ob nur als Besucher oder als Act.

O: Das war auf der einen Seite sicherlich das M‘era Luna, auf dem wir gespielt hätten, das wir aber auch regelmäßig als Gäste besuchen. Wir mögen da einfach die Atmosphäre und wir treffen uns da auch schon seit Jahren mit einer festen Clique. Zum Glück ist das Event ja 1:1 nach 2021 geschoben worden. Ich bin da ja echt gespannt, ob das funktioniert.

Zum anderen hatten wir dieses Jahr auch noch diverse Clubshows mit den „German Gods of EBM“ geplant. Dieses Format ist uns echt ans Herz gewachsen, weil wir damit super die Locations mit 200-300 Gästen erreichen konnten. Das fehlt gerad
e massiv.

DW: Mich erfreut es derzeit, dass es so langsam aber sicher wieder etwas in Richtung Normalität geht und sogar einige Konzerte bzw. Festivals stattfinden, so denn alles so schick bleibt, wie es derzeit ist.

Welches ist denn das nächste Konzert oder Festival – bislang – für das ihr gebucht seid?

O: Wie oben ja schon erwähnt, fahren wir nächstes Wochenende zum Prague Gothic Treffen, auf dem wir noch nie gespielt haben. Wir waren selbst total überrascht, als die Anfrage rein kam. Haben die denn kein Corona, das wird doch bestimmt abgesagt? Das waren so unsere Gedanken. Aber nein, anscheinend kannst du in Tschechien, mit Maskenpflicht, auch Festivals in dieser Größenordnung durchführen.

Ansonsten schieben wir noch einige Clubshows vor uns her. Bei den großen Festivals wird es ja keine neuen Buchungen geben, da ja fast alle ihr komplettes Line-Up nach 2021 verschoben haben.

DW: Auf eurer FB-Seite durften wir sehen, dass auch ihr derzeit an Songs arbeitet. Wann dürfen wir mit einer Veröffentlichung rechnen?

O: Wir wollen damit noch diesen Herbst an den Start gehen. Die meisten Tracks sind auch schon grob im Kasten. Derzeit planen wir, in loser Reihenfolge drei EPs mit jeweils drei bis vier neuen Tracks, die gleiche Anzahl interessanter Interpretationen und Remixes und jeweils 3 bis 4 Reworks der ersten drei Alben heraus zu bringen. Also jede EP hätte damit mehr als volle Albumlänge. Auch werden wir ganz neue Dinge ausprobieren, wir sind gespannt, wie die Leute das aufnehmen. Aber, es soll ja auch nicht langweilig werden.

DW: Ich muss leider nochmals etwas privater werden: Wir sind ja beide über den sinkenden Bierabsatz bestürzt. Woran bitte liegt denn das?

O: Haha, das ist wirklich erschütternd, oder? An uns Beiden kann das sicherlich nicht liegen. Ich habe dank Corona wohl noch nie soviel Bier zu mir genommen, wie im Moment. Tatsächlich hängt es wohl damit zusammen, dass es die Bierindustrie verpasst hat, dem Bierkonsum ein zeitgerechtes Image zu verpassen. Und in Zeiten von Köperwahn, Smoothies und Netflix passt Bier auch einfach nicht mehr in die Lebenswirklichkeit von jungen Menschen. Das ist wohl so ähnlich wie mit dem Rauchen und eigentlich ja auch eine gute Sache. Es ist halt nicht meine Sache.

DW: Wie immer gehört dir der Abschluss, du darfst jetzt gerne noch etwas anmerken.

O: Gerne. Leute, unterstützt eure Künstler. Kauft deren Merch, streamt oder kauft deren Alben. Unterstützt den Club bei euch um die Ecke. Selbst wenn ihr ein schlechtes Streaming-Konzert anschauen müsst.

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