0609 – Es darf gefeiert werden!

0609 – Es darf gefeiert werden!

Der 06.09. ist der Hochzeitstag von Andrea und Rene Nowotny, der 06.09. ist ebenfalls der Tag, an dem AD:keY das erste mal auftraten, auf ihrer Hochzeit im Jahr 2008 im Panoptikum in Kassel.

Und wir alle sind eingeladen mit dem Paar und der Band zu feiern. Pünktlich zu diesem Jubiläum habe ich mit Andrea ein sehr intimes Interview geführt. Ich sprach mit ihr sowohl über die Herausforderungen, die es mit sich bringt, wenn man sowohl Paar als auch Bandkolleg:in ist, und auch darüber, wie sich diese Dreifachbelastung Paar, Künstlerkolleg:in und Beruf zu vereinen lassen und wie man sich selbst dabei nie aus den Augen verliert.

DW: Mit eurem neuen Album 0609 zelebriert ihr sowohl das 16jährige Bestehen von AD:keY als auch euren 16. Hochzeitstag. Und zur Feier des Tages dürfen wir alle euer neues Album in den Händen halten.

Da ihr euch sowohl als Band als auch als Paar in diesem Album „nackt“ macht: Wie ergeht es euch, wenn ihr an die Anfänge zurückdenkt?

A:  0609 ist das persönlichste und authentischste Album das wir je gemacht haben. Wir wollten, dass dieses Album all unsere musikalischen Wurzeln und Einflüsse enthält und gleichzeitig eine Geschichte, unsere Entwicklung  sowohl als Paar, als auch als Band  erzählt. Somit kam dann für uns tatsächlich nur ein – für AD:keY völlig untypischer - Albumtitel  in Frage: 0609. Da der 6.9 unser 16. Hochzeitstag und auch das Datum unseres ersten Auftritts als AD:keY ist.

Unsere Musik, die Entwicklung von AD:keY spiegelt sowohl unsere Entwicklung als Künstler, als auch als Paar. Wir erzählen mit dem Album unsere Geschichte.

Es war beispielsweise ein langer Prozess unsere Stimmen, unseren Gesang, optimal zu ergänzen. Und wir finden, das ist uns nie zuvor so gut gelungen wie jetzt.

In den Anfängen wollte jeder den anderen über“ shouten“, jeder wollte sein Ego durchziehen. Auf 0609 kann man hören wie sehr wir uns entwickelt haben und zusammengewachsen sind.

DW: Sind all eure Hoffnungen und Wünsche, die ihr vor 15 Jahren an euch sowohl als Ehepaar als auch als Künstler hattet, in Erfüllung gegangen?

A: Ehrlich gesagt, hätte ich damals nicht einmal annährend zu hoffen gedacht, wie es sich sowohl im Endeffekt privat als auch musikalisch entwickelt hat.

Ich hätte nie gedacht, dass es erstens AD:keY so lange gibt, noch dass ich zweitens 15 Jahre später in Mexiko City auftrete und die Leute AD:keY feiern ohne Ende.

DW: AD:keY sind die Pioniere des EBM mit weiblichen Vocals. Andere EBM-Bands hatten zu euren Anfängen und davor zwar auch Gastsängerinnen, jedoch nicht als festes Bandmitglied, wie ihr es von Anfang an macht.

Wenn man die Songs/Alben chronologisch anhört, ergibt sich für mich in der Entwicklung in erster Linie eines: Andrea hat mit der Zeit wesentlich mehr Soloparts in den einzelnen Songs.

Da es in dieser sehr engen Szene des EBM noch immer Leute gibt, die der Ansicht sind, weibliche Vocals hätten im EBM nichts zu suchen: Habt ihr durch diesen wesentlich größeren Anteil der weiblichen Vocals öfter einen Shitstorm erfahren?

A: Ich habe bereits in meiner Kindheit, als ich nur mit der Hitparade und Volksmusik bombardiert wurde im Alter von 6 Jahren die Filmmusik von Frank Duval entdeckt. Mit 8 Jahren entdeckte ich Depeche Mode, mit 14 Jahren - als Kasslerin natürlich - Armageddon Dildos (sogar Tapes aus dem Proberaum bekam ich zu hören) und kurz darauf waren Front 242 und Nitzer Ebb eine Offenbarung für   mich. Die Show von Nitzer Ebb war mein heiliger Gral! Diese Musik ist – und war schon immer - mein Leben, mein Herzblut. Selbstverständlich wurde mir das komplett abgesprochen. Ich bin ja nur eine Frau und stehe auf Rene. Deshalb geh ich da so als eine Art Yoko Ono durch. Wahrscheinlich stand ich vorher auf Hip Hop und selbstverständlich hatte jeder kleine Gartenzwerg, der nur halb so alt ist wie ich, mehr Ahnung von Musik - im Speziellen von EBM - als ich.

Mir wurde vorgeworfen, ich würde meinem Mann die Karriere versauen.

Ich habe damals oft verzweifelt unter Tränen zu Rene gesagt, er solle allein weitermachen und ich arbeite heimlich im Hintergrund weiter mit ihm zusammen.

Wenn Rene nicht darauf bestanden hätte, dass er entweder mit mir oder gar nicht weiter macht, wäre ich längst im Hintergrund verschwunden gewesen.

Natürlich registriere ich aber auch immer noch - und das macht mich unglaublich traurig und wütend zugleich -, dass mein Mann, obwohl er etwas kann und eigentlich aus der Musik-Szene gar nicht wegzuleugnen ist - er ist überall dabei - als einziger Musiker von einschlägigen Promo-Seiten, die von Frauen betrieben werden, nicht supportet wird.

DW: Ich wäre nicht Dark Weib würde ich jetzt nicht sehr explizit danach fragen, ob ihr in der Akzeptanz der weiblichen Vocals Unterschiede bemerkt habt.

A: Tatsächlich ist es zwar so, dass offenbar ein Teil der EBM-Elite Deutschlands ein ziemliches Problem damit hat, weibliche Vocals zu akzeptieren. Andererseits wird im Ausland genau das extrem gefeiert und macht den Wiedererkennungswert aus

DW: Bleiben wir bei denjenigen, die zu gern nach Oldschool verlangen: Auch musikalisch bringt ihr mehr Elemente in eure Musik ein, als es bei diesen Traditionalisten gern gesehen wird. Wie erklärt ihr das Phänomen, das für solche Punkte nur kleine Bands angegangen werden, wo hingegen es bei großen Bands gar gefeiert wird?

A: Ich will jetzt nicht stänkern oder provozieren und erst recht niemanden auf den Schlips treten, aber wenn ich ehrlich sein soll wundert es mich schon lange, was zur Hölle die unter Oldschool-EBM verorten. Fakt ist, dass es nur ganz wenige All time EBM-Tanzflächen-Hits gibt, die alle locker 30 bis 40 Jahre alt sind, die funktionieren. Diese Lieder funktionieren, WEIL sie eben doch Fläche gleich Melodie plus Stimme statt Gebrüll haben.

DW: Der Erfolg gibt euch recht! Dennoch: Nicht nur, dass eure Musik durchgängig in Clubs gespielt wird und ihr bereits fast in der gesamten Welt Gigs hattet, so finde ich euch zu selten auf Line-Ups der Szene-Festivals in Deutschland. Was glaubt ihr, woran das liegt?

A: Wenn wir mal ganz ehrlich sind, glauben wir nicht nur sondern wissen wir auch warum. Wir müssen da auch ganz klar zugeben, dass wir daran schuld sind.

Wir befürchten, dass wir als Band die ganz undankbaren Slots abgreifen: Festival XY um 10.00 Uhr morgens vor einer Handvoll Menschen, die gerade aus ihren Zelten gekrochen sind. Das möchten wir nicht.

Abgesehen davon mögen wir eher die kleineren Club-Konzerte, vor 100 – 200 Leuten. Die machen uns Spaß, da fühlen wir uns wohl.

DW: In diesem Jahr hattet ihr sehr viele Gigs und das neue Album fertiggestellt. An dieser Stelle möchte ich erwähnen, dass ihr beide auch in sehr anstrengenden Berufen arbeitet. Wie sehr stellt dieser Stress eure Musik und/oder eure Partnerschaft auf die Probe?

Hinzu kommt, dass Rene neben Ad:keY noch sein eigenes Projekt, Rector Scanner hat und mittlerweile festes Mitglied bei Orange Sector ist. Auch bei dir nehmen die Gastauftritte zu. So hattest du erst vor kurzem einen Auftritt bei Villaborghese. Ebenfalls warst du in diesem Jahr mit Eli van Vegas auf der Bühne zu sehen. Wie sehr beeinflusst es eure Musik, mit so vielen anderen Künstlern zu interagieren?

A: Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, es sei keine Belastungsprobe. Wir haben die letzten vier Jahre in der Woche unsere Jobs gemacht, die aufgrund der Corona-Situation um einiges härter geworden sind und haben zusätzlich jedes Wochenende komplett im Studio gearbeitet. Somit hatten wir keine Freizeit und keine Kontakte. Das war wirklich eine Zerreißprobe.

Dass wir die Möglichkeit haben auch mit anderen Musikern zu arbeiten, entweder zusammen oder auch einzeln, sehen wir beide als großes Geschenk. Das gibt uns auch nochmals die Möglichkeit Neues zu lernen und neuen Input zu generieren.

Zudem darf man sich das auch nicht nur so vorstellen, dass Rene jetzt nur allein mit Martin Bodewell zusammenarbeitet und ich mit Erick Miotke. Nein, Bodi ist auch genauso für mich ein nicht mehr wegzudenkender wichtiger Freund und Erick Miotke wiederum auch für Rene und auch für Bodi. Es ist ein Miteinander, in dem wir alle gemeinsam arbeiten.

Ich bin unglaublich dankbar darüber, dass ich in den letzten Jahren so viele tolle Möglichkeiten bekam, mich zu beweisen oder neu auszuprobieren.

DW: Eigentlich habe ihr euch eine Pause verdient, dennoch: Was steht in diesem Jahr noch an?

A: Nach dem Album ist vor dem Album und man wünscht sich nichts so sehr wie endlich mit dem Album fertig zu werden, endlich wieder Freizeit zu haben, aber das ist nur ganz kurz lustig. Neue Ideen lassen nicht lange auf sich warten.

DW: Bin ich zu eurer Silberhochzeit eingeladen?

A: Klar bist du zur Silberhochzeit eingeladen und zur Goldenen! Eins ist sicher: Wir ziehen das bis zum bitteren Ende durch! Niemand beabsichtigt hier sich aus der Affäre zu ziehen.

 

Hier dürft ihr bereits die neue CD kaufen.

Das Bonusmaterial könnt ihr euch gerne hier anhören.

AD:keY, Andrea, Rene, viele Freunde und ich feiern bereits, feiert mit!